Wie die Überschrift schon sagt, geht es in meinem heutigen Artikel über Corona und die Pferdewelt. Oh ja, Corona ist das Thema 2020! Wir können nirgends mehr hingehen ohne das Corona präsent ist. Wer hätte sich das noch Anfang des Jahres vorstellen können, dass wir nun im November im Lockdown Light feststecken und dieses Jahr die komplette Pferdewelt so auf den Kopf stellen wird.
Ich bin heute ehrlich gesagt sehr nachdenklich. Es gibt mehrere Anlässe dazu. Ein Grund dafür ist unter anderem das Thema Pferdekauf. Eine liebe Freundin von mir ist gerade auf der Suche nach einem neuen Nachwuchspferd. Gerne ein American Quarter Horse, da sie für diese Rasse und das Westernreiten genauso brennt wie ich. Wer glaubt, dass es leicht ist ein Pferd in diesen Tagen zu kaufen, der hat sich aber gewaltig geirrt. Ich bin wirklich erschüttert, was hier für Preise aufgerufen werden. Absetzer für 15.000€, Jährlinge und Dreijährige für 20.000€. Wow, das ist der Wahnsinn. Wir reden hier natürlich nicht davon, dass diese Pferde bereits Turniererfolge haben oder das Papier schlechthin. Nein, es scheint gerade der Trend zu sein, dass man ein Amerincan Quarter Horse nicht für „kleines“ Geld kaufen kann. Und was ich hier als „kleines“ Geld bezeichne ist immer noch mehr als genug. Wir reden hier von einem schicken neuen Auto und drei Luxusurlauben im Jahr.
Vielleicht fehlt mir hier auch gerade das Verständnis dazu. Ja, Aufzucht und gute Pferde sind teuer. Keine Frage. Wir erfahrenen Pferdemenschen sind auch bereit einiges auszugeben, wenn wir wissen, dass die Aufzucht des Pferde gut ist/war. Keine Frage. Wer dem Hobby Pferd frönt, der kennt die monatlichen Kosten, die dieses Hobby mit sich zieht. Jedoch frage ich mich: Für einen Absetzer 15.000€. Und das in Corona-Zeiten? Ich kenne kaum jemanden der atkuell bereit ist, so viel Geld für ein neues Pferd auszugeben. Wer weiß denn auch schon, wo diese Corona-Reise noch hingeht? Viele meiner Bekannten sind in Kurzarbeit oder haben schlimmstenfalls ihren Job verloren. Wie sich die Wirtschaft entwickelt steht ja ebenfalls noch in den Sternen.
Viele Reitlehrer und Pferdetrainer haben ja aktuell mit Verdienstausfällen zu kämpfen. Bei uns in NRW ist ja jeglicher Reitunterricht verboten und auch hier ist unklar, wie lange dieser Zustand noch anhalten wird. Eine Bekannte von mir hat Ihre Stute nach Belgien zum Hengst gebracht und dank Lockdown Light kommt ihr Pferd auch aktuell nicht nach Hause. Also wieder zusätzliche Kosten, die da ungeplant auf einen zukommen. Für 15.000€ erwartet man ja auch einen kleinen Star im Stall. Aber was bringt mir aktuell das Schönste und Talentierteste Pferd, wenn ich es gar nicht auf einem Turnier vorstellen kann. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir auch 2021 keine richtige Turniersaison haben werden. Ein wirklich schwieriges Thema zur Zeit. Ich ärgere mich auch, dass ich mit Mathilda keinerlei Reitunterricht habe. Ich habe mir diese süße Stute ja auch im letzten Jahr als neues Turnierpferd gekauft, nachdem Stormy ja 2018 an einer Sepsis erkrankt ist. Auch ich hatte Träume. Große Turnierträume.

Foto: http://www.stefanroyphotography.de
Da ich es mit Stormy leider nie zur Europameisterschaft geschafft habe, ist dies nun mein ganz großer Traum mit Mathilda. 2021 sollte mein Jahr werden. Jetzt ist dank Corona alles anders. Ich habe es auf genau zwei Turniere in diesem Jahr geschafft und ich merke ganz deutlich, dass uns jede Menge Routine fehlt. Mathilda genauso wie mir und wir zusammen als Team. Auch ich hätte gerne die ein oder andere Auszeichung mit nach Hause gebracht oder mich einfach darauf gefreut mit meinen Freundinnen noch mehr tolle Wochenende zu verbringen. Was vermisse ich unser albernes Schwatzen am Pommesstand. Denn das ist unser Motto: kein Turnier ohne Turnierpommes *g*. Ich gebe zu, ich vermisse es.
Dennoch finde ich hat diese Zeit auch was sehr schönes an sich. Man nimmt sich ganz anders Zeit für sein Pferd. Man geht viel ausreiten, macht viel mehr Bodenarbeit und genießt den Umgang und Spaß miteinander. Ja, ich trainiere auch fürs Turnier und reite meine Pattern. Aber so richtig Spaß macht es ohne regelmäßigen Unterricht dann aber auch wieder nicht. Was für ein Teufelkreis in diesem verrückten Corona-Jahr 2020.
Ganz abgesehen von der Regelung, dass wir nur noch zu Zweit ausreiten dürfen. Ach welch ein Glück, dass Mathilda der Schleicher vorm Herrn im Gelände ist. So kann man mich perfekt als drittes Rad am Wagen mitnehmen, ohne dass es auffällt, dass wir zusammen gehören. Wir wollen ja im Wald unter freiem Himmer auf keinen Fall gegen irgendwelche Corona-Regeln verstoßen oder andere Menschen im Wald gefährden. Was für mich aber nach wie vor seit Monaten ein Rätsel ist… warum tragen so viele alleine im Wald ihre Maske? Das könnt ihr mir natürlich gerne hier in den Kommentaren beantworten. Ich freue mich darauf :-).
Durch meine Pressearbeit der bei DQHA-NRW höre ich natürlich viele Stimmen und auch viel Klagen. Etliche Züchter werden im kommenden Jahr nicht decken lassen, da sie Ihre Pferde jetzt schon nicht los werden (Gedanke: liegt es vielleicht an den oben genannten Preisen). Klar, als Käufer wird man vorsichtig. Die Tage wo das Geld aus dem Fenster geworfen wurde, sind leider schon lange vorbei. Kurse fallen aus und ebenfalls Messen und mehr. Alles spielt sich jetzt in einer virtuellen Welt ab. Wir können online zur Messe fahren oder online Turniere reiten. Alles kein Problem in 2020. Mir gefällt dieser Trend ehrlich gesagt überhaupt nicht. Ich vermisse die Atmosphäre auf der Show, die Atmosphäre der Equitana bei uns im Ruhrgebiet und das Treffen all der netten Menschen, die man sonst so selten sieht. Das macht diese Veranstaltungen ganz Besonders für mich.
Wir Pferdemenschen sind schon eine besondere Spezies. Eigentlich gehören wir ja noch zu den glücklichen, die wirklich viel machen können. Wir haben nur kleine Auflagen und kommen ja doch wirklich gut davon. Wie würde es wohl aussehen, wenn man uns den Reitstall und unsere Pferde verbieten würde…ich sehe uns schon alle mit Pferdeäppeln, Mistgabel und Co. in Berlin demonstrieren. Was für ein Bild. Tausende wütende Pferdemädchen und -Jungs in Reithosen oder Chaps, die die Straßen in Berlin unsicher machen und für ihre Freiheit und den Ponyhof kämpfen. Bei der Vorstellung wie dies aussehen würde, muss ich schmunzeln. Aber eins kann ich euch sagen: ich wäre an vorderster Front, wenn mir jemand meine Mathilda verbieten würde.
Und ich glaube ganz ganz viele von euch auch. Oder was meint ihr? Gerne dürft ihr mit mir über die erste Pferdedemo in Berlin reden und gemeinsam mit mir ausmalen, wie diese aussehen würde. Hinterlasst mir einfach einen netten Kommentar hier und gemeinsam gehen wir auf Demo.
Eure Sandra